Lena, worin unterscheidet sich Employer Branding von herkömmlichem Branding?
Vom Prinzip her gibt es keinen Unterschied zwischen dem allgemeinen und dem Employer Branding: Eine Marke ist letztlich das, was die Leute über sie sagen. Es geht immer darum, die richtige Zielgruppe anzusprechen und zu überzeugen. Im Gesundheitswesen bewegen wir uns in einem Arbeitnehmermarkt. Das bedeutet, dass sich Firmen und Organisationen aktiv um qualifizierte Mitarbeitende bemühen müssen.
Wir müssen also schauen, dass wir ein gutes Image für die Arbeitgebermarke aufbauen können. Drei Dinge sind dabei zu beachten:
Erstens: Seien Sie mutig und wagen Sie es, von den gängigen Klischees abzuweichen. Wir wollen keine lächelnden Fachpflegekräfte in weisser Kleidung, mit Stethoskop um den Hals als Key Visuals mehr sehen.
Zweitens: Seien Sie konsistent. Auf jedem Kanal sollen potentielle Arbeitnehmende denselben «Look&Feel» erleben, egal ob auf Instagram oder in einem Flyer.
Drittens: Seien Sie ehrlich. Sagen Sie es, wie es ist – ohne Hochglanzbroschüre und Zahnarztsmile. Das wirkt glaubwürdig und sympathisch.
Ach ja, und viertens: Haben Sie Spass bei den Ideen! Das wollen die zukünftigen Arbeitnehmenden nämlich auch.
Dies klingt zuerst vielleicht kompliziert. Mit einer strategischen Herangehensweise können wir aber gemeinsam richtig tolle und frische Ergebnisse erzielen.
Sind digitale Kanäle für Employer Branding besonders geeignet?
So pauschal kann man das nicht sagen. Wie immer im Marketing sind die Zielgruppen ausschlaggebend für die Kanalwahl.
Versetzen Sie sich einmal in das Führungsteam eines Akutspitals. Ziemlich sicher gehört die Rekrutierung diplomierter Pflegefachkräfte zu Ihren Hauptsorgen. Wie können Sie dieses Problem angehen? Mit einer Social-Media-Kampagne auf TikTok beispielsweise können Sie relativ kostengünstig eine grosse Reichweite erzielen und ganz gezielt junge Nachwuchstalente ansprechen.
Doch ist die Gen Z überhaupt die richtige Zielgruppe? Der Fachkräftemangel ist schliesslich bereits jetzt präsent. Es wäre vielleicht sinnvoll, zusätzlich bereits ausgebildete Wiedereinsteiger:innen mit persönlichen Info-Treffen zu Randstunden und unkomplizierten Spontanbewerbungsmöglichkeiten anzusprechen. Und was ist mit den bestehenden Mitarbeitenden? Die Wertschätzung ihrer Arbeit sollten implizit und explizit in den sozialen Medien spürbar sein.
Welches ist dein wichtigstes Take Away zum Thema?
Wenn ich unseren Leserinnen und Lesern ein einziges Take Away mit auf den Weg geben möchte, dann dieses: Seien Sie authentisch! Eine Arbeitgebermarke muss in erster Linie nahbar und ehrlich sein. Denn Brands, die etwas versprechen, was sie nicht halten können, riskieren einen schlechten Ruf.
Die Gen Z macht es vor: Aufrichtige Inhalte ohne Filter kommen bei der ganz jungen Generation besonders gut an und geben auf Plattformen wie TikTok den Ton an. Dieser offene Blickwinkel ist auch für das Employer Branding wertvoll. Die Zeit der Hochglanzbroschüren mit lächelnden Pfleger:innen und dankbaren Patient:innen ist abgelaufen. Spätestens seit der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen ein allgegenwärtiges Thema ist, ist uns allen klar, dass eine solche Darstellung wenig mit der Realität zu tun hat. Potenzielle Arbeitnehmende wollen Transparenz und ein erfolgreicher Employer Brand bietet dies an. Das braucht manchmal ein wenig Mut - geht es doch darum, mit Konventionen zu brechen. Es zahlt sich in der langen Frist aber aus.