
Der Fachkräftemangel in Gesundheitsberufen stellt eine grosse Herausforderung für eine gute Qualität der Gesundheitsversorgung der Schweizer Bevölkerung dar. Im Wettbewerb um medizinisches Fachpersonal sind neue Wege gefragt. Der betriebswirtschaftliche Ansatz, Personal durch ein professionelles Employer Branding zu gewinnen und binden, ist auch auf den Praxis- und Spitalbereich übertragbar.
Wenn Praxen und Spitäler sich mit Marketing und Branding beschäftigen, stehen oft die Patientinnen und Patienten als Zielgruppe im Zentrum. Dabei wird eine weitere wichtige Zielgruppe des Marketings oft ausser Acht gelassen: die Arbeitnehmer.
Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels im Gesundheitswesen ist es wichtig, dass man sich als Spital, Rehaklinik oder Praxis als attraktive Arbeitgeberin präsentiert. Hierbei wird das sogenannte Employer Branding relevant: Dies bezeichnet das Herausarbeiten des Stärkeprofils des Arbeitgebers, um diesen für eine avisierte Zielgruppe möglichst attraktiv und interessant zu gestalten sowie um sich von anderen Mitbewerbern im Arbeitsmarkt abzuheben. Dabei müssen die Arbeitnehmer als Kunden verstanden und sie ihren Werten und Präferenzen entsprechend angesprochen werden. Hierbei ist wichtig zu beachten, dass sich die Normen der neuen Arbeitnehmergeneration gewandelt haben. Faktoren wie Lohn oder Arbeitsweg sind heute sogenannte Hygienefaktoren: Das bedeutet, dass ein guter Lohn und ein kurzer Arbeitsweg nicht glücklich, jedoch ein schlechter Lohn und ein langer Arbeitsweg unglücklich machen können. Gleichermassen bedeutend sind den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern Faktoren wie ein motivierendes und respektvolles Arbeitsklima, fachliche und persönliche Wertschätzung oder das Gefühl von ganzheitlichem Wohlbefinden bei der Arbeit. Dabei zeigt eine Studie von JobCloud (2016), dass ca. 80% der Arbeitnehmer eine gute Work-Life-Balance höher werten als eine hohe Stellung in einem Unternehmen.
Dieser sogenannte postmaterialistische Wertewandel hat Auswirkungen auf das Employer Branding. Im Gesundheitswesen gibt es allgemein schon zu wenig Fachkräfte und viele Arbeitgeber suchen vergebens nach kompetenten Angestellten. Deshalb ist es essentiell, sich als Spital, Klinik oder Praxis von den Mitbewerbern abzuheben und den potentiellen Angestellten zu vermitteln, dass Ihnen hier geboten wird, was diese suchen. Dabei zahlt sich die Weiterentwicklung der Marke zur Arbeitgebermarke aus. Ihre Marke sollte nicht nur nach aussen, sondern auch nach innen spürbar sein. Eine erfolgreiche Arbeitgebermarke kommuniziert explizit und implizit, digital und offline die Unternehmenskultur, die Arbeitsumgebung, die Work-Life-Balance sowie die Entgeltung.